Am 20. April 2017 wurde uns von der Entega-Stiftung der Darmstädter Impuls-Preis für bürgerschaftliches Engagement verliehen.
Die Stiftungsvorsitzende Marie-Luise Wolff-Hertwig und Oberbürgermeister Jochen Partsch lobten die Arbeit von vielbunt und den Einsatz unserer Ehrenamtlichen.
Rosa Opossum durfte stellvertretend für all unsere Mitglieder den Charlotte Heidenreich von Siebold-Preis für lokale Initiativen entgegennehmen und ein wenig von unseren Angeboten und Projekten erzählen: “Wir stellen uns gegen Diskriminierung und zeigen, dass eine vielfältige Gesellschaft, in der alle die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, eine Gesellschaft ist, von der auch alle profitieren. Wir haben Gruppenangebote für trans* Menschen und für queere Jugendliche. Wir unterstützen Rainbow Refugees die aus homophoben Gesellschaften geflüchtet sind und in Darmstadt eine Heimat finden sollen, wir bieten Stammtische, Kochabende und weitere Veranstaltungen an, bei denen alle so sein können, wie sie sind, ohne sich verstellen oder Diskriminierung fürchten zu müssen. Wo sie sich kennenlernen, austauschen und nötigenfalls gegenseitig unterstützen können. Mit unserem Aufklärungsprojekt sensibilisieren wir Schulklassen, mit dem Christopher Street Day und kulturellen Events bringen wir neben einigen politischen Botschaften auch unsere manchmal ganz eigene Kultur dem geneigten Publikum näher und fördern so den Austausch zwischen queerer Community und Stadtgesellschaft”
Gleichzeitig hat sie erklärt, was die ehrenamtlich Aktiven bei
vielbunt motiviert:
“Die Gründungsmitglieder haben Erfahrungen mitgebracht, die den Willen zu Veränderung angetrieben haben. Erfahrungen, die wir als junge Menschen auf der Straße oder auf dem Schulhof gemacht haben. Wenn man uns als unnormal oder krank bezeichnet hat oder ‘schwul’ für unser Umfeld nichts anderes war als ein Schimpfwort. Wir sind lesbisch, schwul, trans*, bisexuell oder intersexuell. Es ist für mich heute leicht zu sagen. Das war es aber nicht immer und ist es bis heute auch nicht für alle. Die Diskriminierung auf dem Schulhof für viele von uns Vergangenheit. Für einigen jedoch noch gegenwärtiger Alltag. Deshalb wollen wir nicht nur junge Menschen stärken, sondern auch Eltern zu Anwält_innen ihrer Kinder machen: Wer Großvater werden möchte, muss sich für das Adoptionsrecht seiner lesbischen Tochter einsetzen.”
Dunja Hayali, die Moderatorin der Preisverleihung wollte erfahren, ob die Arbeit von vielbunt nur auf Darmstadt begrenzt ist und spricht hier die sogenannte Demo für Alle an, der sich viele von uns seit Jahren entgegenstellen und auch kommenden Monat wieder zu verhindern versuchen. Rosa erinnerte auch an die in Medien und Politik kaum beachtete Schwulenverfolgung in Tschetschenien: “Unsere Aufgabe ist es, auf die Menschenrechtsverletzungen in Grozny aufmerksam zu machen und die, die Handlungsmacht haben, aufzufordern diese auch zu nutzen.” (mehr dazu)
Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und kommt für vielbunt gerade wie gerufen. Wir haben viel zu tun und insbesondere mit dem Aufbau unseres Queeren Zentrums nicht nur Ideen für die Ausstattung sondern vor allem für neue Projekte.
Wir betrachten diesen Preis nicht als Selbstverständlichkeit. Er ist eine Auszeichnung für den Aktivismus, den viele engagierte Menschen bei vielbunt an den Tag legen. Er ist auch ein Zeichen dafür, dass wir und die Aktivist_innen vor uns auf dem richtigen Weg sind und waren. Und er ist auch eine Verpflichtung. Wir werden uns weiterhin für queere Angelegenheiten einsetzen. Sei es hier in Darmstadt vor der Haustür oder ein Stück weiter weg in Tschetschenien. Sei es die Schaffung von Schutzräumen für die die sich woanders nicht aufgehoben fühlen, die Ermächtigung von jungen Menschen für sich einzustehen, die Unterstützung von queeren Flüchtlingen beim Asylverfahren oder das Pochen auf Gleichberechtigung und den Abbau von Diskriminierung.