Die Regionalgruppe Darmstadt der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V. hat bereits Anfang des Jahres den ersten Stolperstein für ein schwules Opfer des NS-Regimes verlegen lassen. Nun soll der zweite folgen:
“Ein Stolperstein für den homosexuellen Theologen Heinrich Orlemann aus Arheilgen wird am Freitag, 16. Oktober, um 10 Uhr an der Messeler Straße 23 in Darmstadt-Arheilgen verlegt. Orlemann wurde 1942 im KZ Sachsenhausen im Alter von 33 ermordet.
Orlemann hat in Darmstadt die Schule besucht und Abitur gemacht, danach studierte er evangelische Theologie in Göttingen, Tübingen und Gießen. Seine Lizenziatsprüfung, vergleichbar einer Promotion, bestand er 1935 mit „Gut“, seine Note wurde jedoch handschriftlich auf „Ausreichend“ abgewertet. Im gleichen Jahr stand er zum ersten Mal wegen seiner Homosexualität vor Gericht. In den folgenden Jahren wurde er mehrmals angeklagt, zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt und schließlich in das Konzentrationslager Sachenhausen deportiert, wo er 1942 ermordet wurde.
Von seiner Landeskirche, der heutigen Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wurde Orlemann nicht in Schutz genommen. Vielmehr geht aus den Akten im Archiv der EKHN hervor, dass man nicht bereit war, Orlemann in den kirchlichen Dienst zu übernehmen, nachdem er das erste Mal wegen seiner Homosexualität gerichtlich verfolgt worden war.”
Wir danken der Darmstädter HuK für die Recherchearbeit und den Einsatz für die lange versäumte Aufarbeitung der Verfolgung Homosexueller in der Nazizeit. Stolpersteine sind wichtige Mahnmale im öffentlichen Raum und wir hoffen, dass der Verlegung viele Menschen beiwohnen werden.